Montag, 7. Mai 2007

Restaurant-Knigge

Neulich war ich zum ersten Mal in einem feinen chinesischen Restaurant, zusammen mit meinem Arbeitskollegen Qiu Hoa und dessen Freundin Ying Fangjuan. Ein schöner Abend mit witziger Konversation im Dreieck-Schema: Denn ich kann kein Chinesisch, Hoa kein Deutsch und Fangjuan kein Englisch. So fliegen verschiedene Wörter von Ecke zu Ecke: Chinesisch (Hoa und Fanjuan), Deutsch (Fangjuan und ich), Englisch (Hoa und ich).
Aber die verschiedenen Landessprachen sind noch gar nichts gegen die Möglichkeiten und Missverständnisse der Körpersprache: Chinesische Benimmregeln sind mir nur zum Teil bekannt, darum hoffe ich sehr, mich beim ersten feinen Abendessen nicht zu blamieren!

Da die Chinesen im persönlichen Umgang eher höflich und zurückhaltend sind, lassen sie sich bei einem Faux-pas vermutlich nichts anmerken... also mit Argusaugen beobachten und genauso machen!

Ein paar Dinge weiss ich schon vom Hörensagen: So wird z.B. die Rechnung bei einem edlen Menu selten gesplittet, meistens lädt einer alle ein. Das kann zwar auch bei uns vorkommen, doch die anderen Vorgehensweisen sind von unserem Verständnis zu unterscheiden:
Während es in Deutschland als unhöflich gilt, seinen Teller nicht leer zu essen (dann denkt man, das Essen hat wohl nicht geschmeckt), darf man in China nicht alles aufessen, vor allem die Teller in der Mitte dürfen nicht leer gegessen werden (damit würde man dem Gastgeber signalisieren, er habe zu wenig bestellt). Allerdings wird dermassen aufgetischt, da muss selbst die kleine Raupe Nimmersatt die Waffen strecken.
















Qiu Hoa, Ying Fangjuan, Carla und ein Tisch voll chinesischer Köstlichkeiten: Bei einem grossen Essen werden die einzelnen Speisen in die Mitte des Tisches platziert, und die hungrigen Teilnehmer dürfen sich alles nehmen, was das Herz begehrt!

Im Gegensatz zur Einladung im Restaurant darf man das selbst bestellte Mittagessen in der Garküche komplett wegputzen. Ebenso sind Reis und Nudeln beim Mittagsmahl in Ordnung, und wir würden das im chinesischen Restaurant in Deutschland ohne Hintergedanken mitbestellen. Hier in China werden Reis und Nudeln im edlen Lokal jedoch nicht geordert, das gilt zu eindeutig als Sattmacher und daher Arme-Leute-Essen!
Ausserdem empfinden die Chinesen Schneuzen beim Essen als Unsitte (vollgerotzte Taschentücher sind generell ungern gesehen, während Nase hochziehen und spucken ok ist). Und der Gast sollte auch von allem zumindest einen Bissen probieren - sonst wäre es unhöflich. Ich entdecke Entenfüsse und Qualle auf der Speisekarte und bereite mich schon mal darauf vor, aber nichts dergleichen, scheinbar bevorzugen auch meine Tischnachbarn andere Speisen...
obwohl ich mittlerweile fast neugierig bin, irgendwas muss doch dran sein, wenn's selbst im feinen Etablissement serviert wird. Jedenfalls scheine ich die gröbsten Klippen aber umschifft zu haben, denn beide wollen erneut mit mir essen gehen.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Es scheint auch, dass du schon viel ueber die Chinesische Kultur und Gewohneiten gelernt hast! Natuerlich braucht aber man ein ganzes Leben, um alles zu lernen! mi fa comunque piacere scoprire un angolo di Cina attraverso le tue esperienze..continua così!:)