Montag, 7. Mai 2007

All that Jazz!

Vielleicht mag ich Shanghai in den frühen Abendstunden am liebsten, wenn die Sonne selbst die grauesten Hochhäuser in ein sanftes rotes Licht taucht und die glitzernden Leuchtschriften, blinkenden Lampen und Scheinwerfer die Nacht in ein buntes Lichtermeer verwandeln.

Zu der Zeit habe ich gestern Christian getroffen, der zusammen mit mir in Köln studiert hat und grad in Shanghai sein Auslandsjahr macht. Zuerst gehen wir untypischerweise in eine japanische Restaurantkette, Ajisen Ramen, hier sehr beliebt und sehr gutes Essen. Hierbei lerne ich auch gleich die Königsdisziplin für Essstäbchen kennen: glitschige Chicken Wings! Ich fingere ungeschickt damit herum, was mein Gegenüber aber nicht weiter beeindruckt: "Solange nichts in meine Richtung fliegt..." Ich hingegen stehe staunend daneben, wenn er auf Chinesisch Tisch und Essen bestellt und mit dem Taxifahrer Witze reisst.

Nach der Kamikaze-Aktion 'Autos hautnah: Bei vollstem Stadtverkehr über Zebrastreifen gehen' treffen wir Christians Freunde, um Spiderman 3 (auf Englisch) zu sehen und werden Zeugen eines Vorher / Nachher-Effektes: Vor dem Kino sehen wir ein glückliches Brautpaar, nach dem Kino treffen wir es *leicht angetrunken* im Fahrstuhl wieder. Da man in China Leute ungeniert anstarren und alles kommentieren darf, kommt ein paar aus der Gruppe gleich ins Gespräch mit ihnen und wünschen den frisch Vermählten alles Gute - sowie einen sicheren Heimweg. Bei der Gelegenheit erfahre ich, dass die Braut nach westlichem Vorbild zu Beginn der Hochzeit weiss trägt, obwohl in China weiss als Farbe der Trauer gilt. Später, zur Feier, wechselt die Braut zu einem roten Kleid.

Rot sind auch die Insignien über der nächsten Schwelle: Willkommen im Jz Club zu Live Jazz und einem Halbliter frisch Gezapften! Tatsächlich erwartet uns hier ausgezeichneter Jazz, mit Bass, Piano, Drums und erstklassigem Gesang. Das Lied "The way you look tonight" wird wirklich und wahrhaftig einem weiteren anwesenden Brautpaar gewidmet.


Ah, Halbliterbier! Man beachte die strahlenden Gesichter im Vordergrund!

Zwischendurch wechselt sogar die musikalische Besetzung: Ein paar amerikanische Gäste werden auf die Bühne eingeladen samt Saxophon. Ein Stück bestreiten sie gemeinsam mit dem chinesischen Sänger - ohne gemeinsame Probe, nur eine kurze Absprache, und der Raum wird wieder von bittersüssem Jazz erfüllt. So träumt man im dämmrig-roten Zwielicht vor sich hin, wenn das kein Jazz ist, Shanghai bei Nacht, was dann?


It's just the way you play tonight!

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